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Archiv des Turnvereins Siebleben e.V. an das Stadtarchiv Gotha übergeben

Oberbürgermeister Knut Kreuch, Julia Beez (Leiterin Stadtarchiv) un dMitgleider des Siebleber Turnvereins e. V. sitzen an einem Tisch und zeigen Archivmaterialien.Oberbürgermeister Knut Kreuch, Julia Beez (Leiterin Stadtarchiv) un dMitgleider des Siebleber Turnvereins e. V. sitzen an einem Tisch und zeigen Archivmaterialien.

Vereinstradition seit über 150 Jahren

Vereine sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Das moderne Vereinswesen bildete sich im 19. Jahrhundert heraus und war Ausdruck des erstarkenden und selbstbewussten Bürgertums. In den Vereinen wurden wichtige demokratische Prinzipien eingeübt, in den Turn- und Gesangsvereinen liberales und nationales Gedankengut verbreitet. Bis heute erfüllen Vereine wichtige soziale, wohltätige, integrative, vernetzende, aufbauende, kulturelle und bildende Aufgaben.

Im Stadtarchiv Gotha werden Unterlagen verwahrt, die zur Erforschung und zum Verständnis von Geschichte und Gegenwart der Stadt beitragen. Um das gesellschaftliche Leben abzubilden, gibt es einen großen Sammlungsbestand, in dem sich neben Unterlagen von Unternehmen oder Nachlässen auch Vereinsakten befinden. Das Stadtarchiv verfügt über eine vergleichsweise gute Überlieferung von bisher 42 Vereinen. Darunter befinden sich zum Beispiel die Unterlagen des Gewerbevereins ab 1822, des Gartenbauvereins ab 1830, der Liedertafel ab 1837 oder des Tierschutzvereins ab 1872. Der jüngste Zuwachs im Vereinsbestand war die Übernahme der akribisch geführten Chronik des Vereins „Basketball in Gotha“ (BiG). Umso größer ist die Freude darüber, dass nun auch der Turnverein Siebleben beschlossen hat, seinen Vereinsbestand an das Stadtarchiv zu übergeben.

Im Jahr 1872 von sieben Sportfreunden gegründet, kann der Turnverein Siebleben auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblicken. Nur zehn Jahre später zählte der Verein bereits 60 Mitglieder, Anfang des 20. Jahrhunderts schon 127. Der Verein überdauerte die NS-Zeit, wurde nach dem Krieg zunächst als Sportgemeinschaft „Einheit“ fortgeführt und ging schließlich in der 1951 gegründeten Betriebssportgemeinschaft „Aufbau“ mit dem Trägerbetrieb VEB Holzbauwerke Gotha auf. Anfang der 1980er Jahre hatte die BSG „Aufbau“ etwa 500 Mitglieder. Im Jahr 1990 wurde der Turnverein „Aufbau“ in das Vereinsregister eingetragen, 2003 benannte sich der Verein in „Turnverein Siebleben e.V.“ um.

Mit Stolz hat der Turnverein Siebleben stets ein eigenes Archiv geführt, das von dieser langen Tradition zeugt. Es wurde zuletzt mit viel Hingabe von Reiner Merbach verwahrt und gepflegt, der auch regelmäßig Ausstellungen zu den Vereinsjubiläen erstellte. Der Vereinsbestand enthält die originalen Vereinsakten mit Protokollen und Schriftverkehr vom späten 19. Jahrhundert bis in die jüngste Zeit. Ferner befinden sich im Bestand zahlreiche Fotos, aber auch Medaillen und andere Auszeichnungen, Urkunden, Ehrentafeln und Preise, historische Turnbekleidung sowie eine themenspezifische Vereinsbibliothek.

Der Vereinsbestand des Turnvereins Siebleben zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er eine nahezu durchgängige Überlieferung bietet, während die meisten anderen Vereine in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR-Zeit aufgelöst wurden. Die Unterlagen aus diesen Zeitabschnitten dürften besonders für die wissenschaftliche Forschung von Interesse sein. Darüber hinaus bietet der Vereinsbestand viele Materialien, die sich sehr gut für Ausstellungen eignen. Im Stadtarchiv Gotha werden die wertvollen historischen Vereinsunterlagen nun sicher verwahrt und stehen künftig der wissenschaftlichen wie regionalgeschichtlichen Forschung zur Einsicht und Auswertung zur Verfügung.