Die "Geschichte der Stadt Gotha" versteht sich als Modellprojekt hinsichtlich der Aufarbeitung und Präsentation des historischen Erbes einer der bedeutendsten Städte Thüringens.
Bisher fehlt es im Freistaat Thüringen an einer modernen Stadtgeschichte, die die Entwicklung eines bürgerlichen Gemeinwesens, ausgerichtet an neueren sozial-, wirtschafts-, gesellschafts- und umweltgeschichtlichen Themen, aber auch Bezug nehmend auf alle relevanten Fragestellungen zur politischen Geschichte, in einem angemessenen Umfang dokumentiert – und zwar vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Mit der "Geschichte der Stadt Gotha" soll dieses Defizit behoben werden. Die geplanten zwei Bände erheben zugleich den Anspruch, sich nicht ausschließlich an Wissenschaftler, sondern auch an alle Geschichtsinteressierten in Gotha, im Freistaat Thüringen und darüber hinaus zu richten.
Die Komplexität der Gothaer Stadtgeschichte soll anhand einer Synthese des sich verschränkenden Themenspektrums von Stadttypologie und Stadtgestalt, Verfassung und Recht, Kirche und Alltagsleben, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Bildung und Kultur dargestellt werden. Der Fokus der Darstellung soll dabei weniger auf der Entwicklung der Gothaer Residenz, sondern vor allem auf den kommunalen bzw. stadtbürgerlichen Entwicklungen liegen. Ohne die selbstverständlich fortwährend bestehenden politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Wechselwirkungen zwischen Residenz und Stadt außer Acht zu lassen, wird beabsichtigt, die Eigenständigkeit sowie Autonomiebestrebungen und Kontinuitätslinien des städtischen Bürgertums nachzuzeichnen. So wurden einige aus Gotha hervorgegangene Innovationen in Wirtschaft und Kultur (Versicherungswesen, Kartographie, Flugzeugbau u. a. m.) nicht durch den Gothaer Hof initiiert, sondern waren eine Folge stadtbürgerlichen Engagements. Die Formen und Möglichkeiten kommunaler Selbstverwaltung sollen am Beispiel Gothas erstmals über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten hinweg näher beleuchtet werden. Während die stadtgeschichtliche Forschung seit den 1990er Jahren vorrangig die Geschichte der zahlreichen Thüringer Residenzen in den Blick genommen hat, wurde die Geschichte des in den Städten lebenden und wirkenden Bürgertums bisher zu großen Teilen vernachlässigt. Dass die Bürgertumsgeschichte des Freistaats Thüringen eine nicht minder bedeutende Rolle spielt und es sich lohnt, diese künftig als zweite Säule neben der in Thüringen stark präsenten Residenzgeschichte zu etablieren, soll am Beispiel der "Geschichte der Stadt Gotha" aufgezeigt werden.
Anders als die in jüngerer Zeit vorgelegten Stadtgeschichten zu größeren Städten wie etwa Leipzig oder Dresden kann für Gotha kein weitgehend „geschlossener Mikrokosmos“ konstatiert werden. Als „Mittelzentrum“ war Gotha viel stärker als die großen Metropolen mit der die Stadt umgebenden Region verbunden. Die Gothaer Stadtgeschichte wird deshalb auch erstmals die verschiedenen Wechselwirkungen eines „Mittelzentrums“ mit seinem Umland – in diesem Fall mit den unmittelbar angrenzenden Territorien des stark zersplitterten Thüringer Raums – über einen langen Zeitraum hinweg rekonstruieren. Auf diese Weise leistet die „Geschichte der Stadt Gotha“ zugleich einen Beitrag zum besseren Verständnis der thüringischen Landesgeschichte und macht damit noch einmal ihren Modellcharakter für andere Stadtgeschichtsprojekte in Thüringen deutlich.
Die "Geschichte der Stadt Gotha" erscheint in zwei Bänden:
Geschichte der Stadt Gotha, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1826 (775–1826), ca. 800 Seiten (mit zahlreichen Abb. u. Tabellen).
Geschichte der Stadt Gotha, Bd. 2: Gotha in der Moderne (1826–2025), ca. 800 Seiten (mit zahlreichen Abb. u. Tabellen).