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Abschied vom "Vater der Gastonia-Städtepartnerschaft"

Stadt Gotha trauert um Kurt Scholler

Seit mehr als drei Jahrzehnten sind die Stadt Gotha und die amerikanische Stadt Gastonia in North Carolina städtepartnerschaftlich verbunden. Immer wieder wird hervorgehoben, dass dieser Städtepartnerschaft der aktivste deutsch-amerikanische Schüleraustausch entsprungen ist, der bis heute besteht. Umso trauriger ist es, dass der "Vater der Gastonia-Städtepartnerschaft" Kurt Rolf Scholler am 23. März 2024 seinen Lebensweg beendete.

Der Deutsch-Amerikaner Kurt Rolf Scholler war von der Friedlichen Revolution und der Wiedererlangung der Deutschen Einheit so begeistert, dass er auf einem Fest in North Carolina, den ihm bekannten Bürgermeister der Stadt Gastonia James Garland ansprach, ob die Stadt nicht Interesse an einer Städtepartnerschaft hat. Der Bürgermeister begrüßte nicht nur diese Idee sondern beauftragte auch Kurt R. Scholler eine Stadt in den Ländern der Friedlichen Revolution anzufragen.

Der am 31. Oktober 1942 in Schweinfurt geborene Scholler wuchs in Aachen auf, der alten Kaiserstadt, die er Zeit seines Lebens als seine heimliche Heimat bezeichnete. In Aachen ging er zur Schule, verbrachte dort Kindheit und Jugend mit seinen Eltern Walter und Hilde Scholler. Er studierte nebenan an der Universität Köln und ging als examinierter Diplom-Kaufmann in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er eine Tätigkeit als Vizepräsident des Bayer-Konzerns aufnahm. 1980 wechselte er als Präsident zum Unternehmen Villeroy & Boch, bevor er bei American Trützschler seine berufliche Herausforderung fand. 1989 trat er als CEO in die Geschäftsführung des Weltmarktführers im Maschinenbau ein, die er 2010 mit Eintritt in den Ruhestand nach 21 Jahren beendete. Der Gründer des „Sister-City-Komitees Gastonia“, startete auch ein Förderprogramm, um finanzielle Freiheiten für alle Schüler zu ermöglichen und den Austausch weiter zu gewährleisten. Er war Mitglied des Rotary Clubs, wo er auch in Gotha berichtete, Mitglied der Lutheran Church of the Holy Comforter, Mitglied des Runden Tisches Deutscher Firmen in Charlotte und Mitglied des Aachen Club. Die deutsch-amerikanische Wirtschaft ehrte den Vorsitzenden der Amerikanisch-Textil-Maschinen-Verbände für sein Engagement mit dem „Gateway Award“. Die Zeitschrift „Textil-Welt“ schrieb über Kurt R. Scholler einmal „er ist der adrett, gut gekleidete Mann, der einen Hauch von ruhigem Selbstvertrauen ausstrahlt. Der silbergraue Deutsche ist ruhig und hat in seiner feinen Stimme eine Portion Humor, denn mit seinem Lächeln wirkt er beruhigend auf seine Mitmenschen.“

Kurt R. Scholler kam mit seiner Frau Cynthia im Auftrag des Bürgermeisters Garland nach Gotha und fand in Bürgermeister Werner Kukulenz und seiner Frau Helga begeisterte Mitstreiter, so dass 1993 der Städtepartnerschaftsvertrag unterschrieben werden konnte. Beide Städte gründeten sofort Partnerschaftsvereine und die beiden Frauen tauschten sich fast täglich aus, wie die Städte- und Schülerpartnerschaft verbessert werden kann. Jedes Jahr reiste seit dieser Zeit eine deutsche Schülerdelegation nach Gastonia und eine amerikanische Schülerdelegation kam nach Gotha. Dieser jahrzehntelange Austausch von Generationen junger Menschen ist beispielhaft in beiden Ländern und wurde bereits mehrfach gewürdigt. Zahlreiche Projekte entwickelten sich durch die Kontakte, es gab kulturelle Austausche aber auch Ausstellungsprojekte, Chorkonzerte, Auftritte der Bürgermeister-Jazz-Band, usw.

Für seinen außergewöhnlichen Einsatz zur Gründung dieser Städtepartnerschaft und des Schüleraustausches ehrte der Stadtrat der Stadt Gotha Kurt R. Scholler im Jahr 2012 mit der höchsten Auszeichnung der Stadt – der Myconius-Medaille.

Oberbürgermeister Knut Kreuch, der Stadtrat der Stadt Gotha sowie viele ehemalige und heutige Schülerinnen und Schüler trauern um Kurt R. Scholler. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Cynthia, sowie seinen Kindern Eric und Stephanie mit Familien.

Kurt Scholler mit der Myconius-Medaille, Archivbild 2012
Kurt Scholler mit der Myconius-Medaille, Archivbild 2012 (© Lutz Ebhardt)