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Der älteste Kupferstecher der Gothaer Kartografie lebt nicht mehr

Zwei Tage nach seinem 103. Geburtstag ist Gothas ältester Mann, der Kupferstecher und Kartograf Siegfried Spittel verstorben. Der am 12. Mai 1921 in Seebergen Geborene begann nach der Volksschule 14-jährig am 1. April 1935 eine Lehre als kartografischer Kupferstecher in der geografischen Verlagsanstalt Justus Perthes Gotha, wo sein Vater Rudolf Spittel als Buchdruckmaschinenmeister arbeitete. Nach der vierjährigen Lehre begann er hier sein berufliches Wirken, eine einundfünfzigjährige Zeit, die nur durch Kriegsdienst und Internierung unterbrochen worden ist. Im II. Weltkrieg am 16. August 1942 verwundet, überlebte er die schwere Verletzung in einem Lazarett in Warschau und Chemnitz. Während eines Genesungsurlaubes lernte er seine Frau Ilka kennen, die er am 22. April 1944 bei Fliegeralarm in der Tüttleber Kirche heiratete. Nach der Hochzeit wieder an die Front kehrte er erst 1947 aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Hause zurück.

Siegfried Spittel erlebte den Aufstieg seines Verlages im Dritten Reich, die Enteignung und Vertreibung der Familie Perthes 1952, den Aufbau eines sozialistischen Musterbetriebes unter dem Schutz des großen Kartografen Hermann Haack und er begrüßte freudig, dass nach der Friedlichen Revolution die Familie Perthes den Betrieb wieder übernehmen konnte. Der langsame Abschied der kartografischen Aktivitäten in Gotha stimmten ihn traurig und umso mehr war er hocherfreut, dass die Stadt Gotha in den Häusern des Verlages 2014 das PERTHESFORUM GOTHA eröffnete.

Oberbürgermeister Knut Kreuch besuchte das Ehepaar Spittel 2009 zum ersten Male. Sie feierten in ihrer schönen Wohnung in Siebleben mit Blick auf dem Seeberg das Jubiläum der Eisernen Hochzeit, der 2011 sogar noch die Gratulation zur Steinernen Hochzeit folgen durfte. Nach dem Tod seiner Frau seit Juni 2018 in den Städtischen Heimen Gotha gGmbH in der Pestalozzistraße zu Hause, trafen sich das Stadtoberhaupt und der lebenslustige Kartograf des Öfteren. Unvergessen bleibt die Gratulation zum 102. Geburtstag, wo der Jubilar mit Freunden auf dem Boxberg feierte. Der Besuch zum nächsten Geburtstag war schon geplant, doch ihn verhinderte die beginnende Dämmerung des Lebensendes. Siegfried Spittel, der schlagfertige und hochgebildete Mann, der Kupferstecher und Kartograf wird fehlen, denn er verkörperte mehr als nur ein Stückchen Gotha. Er war und hatte Gotha-Identität.

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