Trauer um Bundespräsident a.D. Horst Köhler - Oberbürgermeister Knut Kreuch kondoliert
Viele Gothaerinnen und Gothaer werden sich noch gut an den stimmungsvollen Besuch des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler am 4. Juni 2008 in Gotha erinnern. Er sollte nicht der Letzte bleiben, denn auch nach seiner Amtszeit besuchte er die Residenzstadt. Als die Stadtbibliothek „Heinrich Heine“ am 28. März 2014 im Winterpalais neu eröffnet wurde, war Horst Köhler als Festredner gekommen. Jetzt ist der ehemalige Bundespräsident im Alter von
81 Jahren verstorben. Oberbürgermeister Knut Kreuch hat der Witwe Eva-Luise Köhler und der Familie mit einem Trauerbrief kondoliert.
In seinem Trauerbrief ging Kreuch insbesondere auf die Berührungspunkte des Verstorbenen zu Gotha ein. Darin heißt es u. a.:
Sehr geehrte Frau Köhler,
sehr geehrte Familie Köhler,
am 4. Juni 2008 haben Sie und das ist unvergessen, gemeinsam mit Ihrem Mann dem hochverehrten Herrn Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler, der Stadt Gotha einen offiziellen Besuch abgestattet. … Aus dieser Zeit ist bei mir eine tiefe Verbundenheit zu Ihrem Mann entstanden, die mich in all den Jahren seit 2006, meiner Zeit als Oberbürgermeister der Stadt Gotha, getragen hat. Umso schmerzlicher war für mich am Samstagmorgen, dem 1. Februar 2025, die Nachricht, dass Ihr lieber Mann und Vater seinen Lebensweg nach kurzer schwerer Krankheit beendet hat. Das macht mich sehr betroffen, lässt mich traurig zurück und ich möchte Ihnen mein tiefes Mitgefühl und die große Anteilnahme der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gotha in Thüringen zum Ausdruck bringen.
Ihr Mann hat zweifellos großartige Leistungen für Deutschland und Europa, aber auch für den Frieden der Welt vollbracht und war maßgeblich daran beteiligt, dass Deutschland nach 1990 einen Weg fand, um zusammen zu wachsen. Dieses Thema des Zusammenwachsens, das spürte man bei ihm, war das Thema, dass ihn in seiner Bundespräsidentschaft sehr bewegte und von dem er immer wieder erzählte, denn er selbst war ein Junge, der Heimat verloren und neue Heimat suchen musste. Er empfand es zeit seines Lebens als das größte Glück, in seinem Vaterland umfassende Bildung zu erhalten, die ihm durch eigene Leistung einen Aufstieg ermöglichte.
Ihr Besuch 2008 in Gotha führte Sie zur Visite ins Schloss Friedenstein – den größten Schlossbau des Frühbarocks in Europa, zu einem Spaziergang durch die mit Hilfe der Städtebauförderung sanierte Altstadt hin zum Renaissance-Rathaus, wo Sie sich beide ins Goldene Buch der Stadt Gotha eintrugen … Sie besuchten abschließend die Ausbildung junger Schweißerinnen und Schweißer in der Gothaer Fahrzeugtechnik. Dieses Zusammentreffen mit jungen Menschen bewegte Ihren Mann so stark, dass er während der Fernsehübertragung zur Verleihung der „Goldenen Henne“ im MDR vor Millionen Zuschauerinnen von Gotha und diesen jungen Menschen schwärmte. Seit dieser Zeit war er für uns in Gotha ein Held. … Ich zählte in den folgenden Jahren zu den Glücklichen, denn ich durfte weiterhin mit Ihrem verehrten Mann und den Gremien der Friede-Springer-Stiftung zusammenarbeiten. Bei der Stiftung hat sich ihr Mann sehr stark für die Sanierung und Eröffnung der Stadtbibliothek „Heinrich Heine“ am 28. März 2014 eingesetzt. Seine Rede „In Gotha gelingt es“ hat sich ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingebrannt. Auch 2021 stand er an unserer Seite, als die Friede-Springer-Stiftung die Restaurierung der nach dem größten Kunstdiebstahl der DDR verloren geglaubten fünf Meisterwerke von Rembrandt, Frans Hals, van Dyck oder Hohlbein, ermöglichte. Die Heimkehr und die Ausstellung im Herzoglichen Museum zu Gotha eröffneten ein neues Kapitel in der Geschichte der Friedenstein-Stiftung Gotha. … In tiefer Trauer verneigt sich vor einem wahren Menschenfreund und großen Förderer der Stadt Gotha.“